Lange Zeit galt Burn-out als typische „Managerkrankheit“. Inzwischen bezeichnen Experten Burn-out als Massenphänomen unserer modernen Welt. „Ausbrennen“ ist nicht ein plötzlich auftretender Zustand, sondern ein langsam verlaufender Prozess. Es gilt erste Anzeichen zu erkennen und gegenzusteuern, bevor im fortgeschrittenen Stadium professionelle Hilfe unerlässlich wird.
Gesundes Maß?
Wer kennt nicht die Gefühle von Druck, Stress und Überforderung. Solange ein gesunder Ausgleich in Form von Entspannung, Erholung und Lebensfreude stattfindet, sind belastende Situationen in Beruf, Alltag und Familie nicht ernsthaft bedrohlich. Schwierig wird es aber, wenn wir nicht mehr abschalten können, wenn dauerhafte Überlastung, ständiger Leistungsdruck, Angst um den Arbeitsplatz oder Versagens- und Existenzängste uns „ausgebrannt“ zurück lassen. Burn-out ein Phänomen unserer Zeit. Als eigene Krankheit noch nicht wirklich anerkannt und definiert, ist heute bereits jeder zehnte Arbeitnehmer „ausgebrannt“ und damit nur noch bedingt oder überhaupt nicht mehr arbeitsfähig.
Gestörtes Gleichgewicht
1974 wurde Burn Out erstmals von dem New Yorker Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberg bei Menschen in sozial arbeitenden Berufen beschrieben. Inzwischen lassen sich typische Burn-out-Merkmale wie emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung (Verlust des Gefühls für die eigene Person) und Reduzierung der Leistungsfähigkeit sowohl in allen Berufsgruppen als auch bei Hausfrauen und sogar bei Kindern feststellen. Besonders betroffen sind ehrgeizige, motivierte Menschen, die einen hohen Anspruch an sich selbst stellen und möglichst alles perfekt machen wollen.
In unserer schnelllebigen, technisierten Welt geht die Balance zwischen äußeren Anforderungen und persönlichem Einsatz zunehmend verloren. Wer in seinem Berufs- und/oder Privatleben über lange Zeit mehr gibt als er bekommt, läuft Gefahr auszubrennen. Zunehmende Unsicherheiten in unserer Gesellschaft und Angst vor Arbeitsplatzverlust verstärken den äußeren und inneren Druck. Burn-out ist aber nicht ein plötzlich eintretender Zustand, sondern das Endstadium eines langsam über viele Stadien verlaufenen Prozesses. Am Anfang steht die neue Aufgabe, die Herausforderung, der wir mit Einsatz begegnen. Steigen die Anforderungen durch wachsenden Erfolg oder durch Ausbleiben des erhofften Erfolgs, erhöhen wir in der Regel den Einsatz. Unmerklich vernachlässigen wir meist bereits in dieser Situation private Belange und persönliche Bedürfnisse. Statt einen Gang zurück zu schalten, setzten wir unseren Arbeitseinsatz unvermittelt fort. Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, erholsamer Schlaf und Ausgleich mit Freunden bleiben auf der Strecke.
Der Einstig zum Burn-out ist gemacht. Wer jetzt nicht die Notbremse zieht und Ausgleich zwischen Spannung und Entspannung sucht, übergeht in der Regel ernsthafte Symptome chronischer Müdigkeit und körperlicher Erschöpfung. Verleugnung der Überforderung, Ignorieren klarer körperlicher Signale, Zurückweisung positiver Beeinflussung durch Partner und Freundeskreis sowie Rückzug und Isolation sind weitere Stadien des Burn-out. Innere Leere, völlige Gleichgültigkeit, Depression, manchmal verbunden mit Selbstmordabsichten sind dann das Endstation. Hier angekommen braucht es unbedingt professionelle Hilfe seitens spezialisierter Ärzte oder Psychotherapeuten. In schweren Fällen ist eine mehrwöchige stationäre Behandlung unumgänglich. Zwar liegen bislang noch zu wenig Studien und Therapieansätze vor, als dass eine optimale Vorgehensweise beim Burn-out-Syndrom beschrieben werden könnte, aber Lösungsmöglichkeiten gibt es durchaus. Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf stärken Körper und Geist.
Wichtig ist für alle Betroffenen, dass sie lernen, Grenzen zu erkennen, zu ziehen und sie vor allem zu halten. Auch die Pflege von Freundschaften und sozialen Kontakten, die Wiederaufnahme eines Hobbys oder der Austausch in einer Selbsthilfegruppe trägt zur Heilung bei. Eine Alternative sind auch professionelle Berater, die Managementberatung und Coaching im Bereich der Burn-out Prävention bieten (nutzen Sie als ersten Schritt die MotivStrukturAnalyse®, oder informieren Sie sich bei feel Relaxation Training über präventive Maßnahmen).
Deutliche Trennung
Besser als jede Form der Heilung ist natürlich es gar nicht bis zur totalen Erschöpfung kommen zu lassen. Wer Stress und hohen Belastungen ausgesetzt ist, sollte spätestens bei Schlafstörungen, chronischen Müdigkeitssymptomen, vermehrt auftretenden Fehlern und Gefühlen der Kraftlosigkeit die Notbremse ziehen. Eine kritische Analyse der beruflichen und privaten Situation sollte Klarheit verschaffen, ob es sich um eine zeitlich begrenzte Stresssituation oder eine dauerhafte Überforderung handelt. Die deutliche Trennung zwischen von Beruf- und Privatleben vermeidet das Fortschreiten körperlicher und emotionaler Erschöpfung.
Da beim Entstehen von Burn Out subjektiv wahrgenommene Möglichkeiten fehlen, die Situation verändern zu können, sollten Burn Out gefährdete Menschen wieder lernen, auf ihre persönlichen Bedürfnisse zu hören und diese mindestens so wichtig wie die Arbeit zu nehmen. Analysen und Maßnahmen, die weiterhelfen:
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Überprüfung zwanghafter und selbstüberfordernder Denk- und Verhaltensmuster |
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Bestimmung des Punktes, an dem Leistungswunsch in Zwang umschlägt |
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Weitergabe von Aufgaben und Verantwortung |
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Täglich ein realistisches Arbeitspensum setzen und nach Abarbeitung wirklich aufhören zu arbeiten |
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Klärung, wo Ängste bestehen und gegebenenfalls Hilfe in Anspruch nehmen |
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Auf regelmäßige Mahlzeiten und gesunde Nahrung achten, statt nur etwas zwischendurch zu essen |
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Sich verwöhnen |
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Humor zurückgewinnen |
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Hobbys, Bekanntschaften und natürlich die eigene Partnerschaft pflegen |
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Regelmäßig und ausreichend schlafen |
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Zeit für Gespräche und Selbstreflexionen nehmen |
Buchtipps:
Burn Out - Frauen zunehmend betroffen
Frauen sind im Alltag immer höheren Anforderungen ausgesetzt. Kinder, Haushalt, Beziehung und in vielen Fällen auch noch den Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist ein Kraftakt. Da Frauen dazu neigen, ihre Aufgaben pflichtbewusst, engagiert und aufopferungsvoll zu erfüllen, sind sie besonders gefährdet „auszubrennen“. Herbert Freudenberger und Gail North beschreiben in ihrem Buch „Burn-out bei Frauen“ wie sich Symptome von innerer Erschöpfung, extremer Anspannung und Depression erkennen und überwinden lassen. Ein eigenes Kapitel widmen die Autoren dem Aspekt von Burn-Out in Beziehungen.
„Burn-Out bei Frauen“, Herbert Freudenberger/Gail North, ISBN 3-5961-2272-4, Fischer, EUR 9,95
Gestresste Kinder
Statt unbeschwert zu spielen, haben viele Kinder eine komplett verplante Freizeit. Als Phänomen unserer Zeit, weisen immer mehr Kinder typische Anzeigen eines Burn-Out auf. Sie zeigen sich passiv im Alltag oder sind unruhig, gereizt und aggressiv.
Ein Buch zum Thema: „Stress bei Kindern. Und was wir dagegen tun können“ von Ylva Ellneby, ISBN 3-8953-0069-1, BEUST, EUR 17,90 (Restexemplare für 5,90 Euro) |